Wir hatten das Vergnügen Remo Kyburz, Investment Manager bei TX Ventures in Zürich, zu seiner Sicht auf dein Einfluss des Coronavirus auf das Schweizer Starup & VC Umfeld zu interviewen. Remo hosted zudem auch den LeapTakers Podcast, in dem er aufstrebende europäische Gründer und Start-up Investoren interviewt. Zu den im Interview besprochenen Themen gehören die neue Dynamik zwischen Startups & VCs und das Mindset der Gründer in dieser intensiven Zeit. Enjoy the Interview!
(Die Aussagen von Remo sind auschließlich persönlicher Natur und entsprechen nicht zwangsweise der Meinung und Ansicht von TX Ventures.)
Wie hat Corona bisher den Schweizer VC Markt beeinflusst?
Viele Start-ups in der Schweiz befinden sich momentan in einer schwierigeren Situation als noch vor ein paar Monaten. Die Liquidität ist knapp und zudem kann sich sich das Closing von offenen Finanzierungsrunden verzögern. VCs konzentrieren sich verstärkt auf die Unterstützung bestehender Portfolio-Firmen und das Scouting und Closing neuer Deals tritt da bei einigen etwas in den Hintergrund. Die Valuations für Start-ups in bestimmten Industrien sind auch ganz klar betroffen, weil sich der Business Case aufgrund von Covid-19 geändert hat und die Umsatzerwartungen stark nach unten korrigiert werden müssen. Das Jahr 2020 wird daher für viele Start-ups neutral oder negativ ausfallen und auch die Planung für 2021 wird angepasst werden müssen.
Wie hat sich die Dynamik in den Term Sheet Verhandlungen mit Startups geändert?
VCs sind momentan meistens in einer besseren Verhandlungsposition und einige nutzen dies leider auch aus indem sie weniger “Founder-friendly” Terms wie Participating Liquidation Preferences etc. ins Term Sheet einbauen. Dazu gibt es einen guten Artikel von sifted. Grundsätzlich hängt die Verhandlungsdynamik jedoch immer noch stark vom jeweiligen Start-up ab. Ein Start-up, das nicht allzu stark von Corona betroffen ist und ein gutes Team, einen vielversprechenden Business Case, und sichtbare Traction hat, wird auch jetzt weiterhin zu einer fairen Valuation Funding erhalten können. Es gibt auch jetzt noch Runden, die oversubscribed sind, wie man z.B. bei der kürzlich erfolgten Finanzierungsrunde von Notion in den USA sehen kann.
Wie gehen die Gründer mit der Krise um? Siehst du einen großen Impact auf das Gründer-Mindset?
Generell würde ich sagen, dass insgesamt noch eine positive und zuversichtliche Stimmung unter den Gründern herrscht. Natürlich wurden einige sehr stark getroffen und stehen vor großen Herausforderungen. Insbesondere First-time Founder sehen gerade wohl einem komplett unerwarteten Umfeld entgegen. Ich merke aber auch viel Machergeist und eine Anpack-Mentalität bei Gründern. Es ist ähnlich wie in der Krise 2008/2009. Wer jetzt noch gründet, der ist wirklich stark von seiner Idee überzeugt. Das führt in manchen Feldern ggf. auch dazu, dass es weniger Konkurrenz gibt. Das könnte wiederum den einen oder anderen Gründer trotz allem etwas positiver stimmen.
Was für Best Practices für den Umgang mit der Krise hast du bisher beobachtet?
Offene und ehrliche Kommunikation gegenüber Investoren und dem Team ist sicherlich eine klare Priorität. Den Impact von Corona schön zu reden, wird nicht funktionieren. Trotz Remote Work werden wohl gewisse Kosteneinsparungen und Kündigungen unvermeidbar sein. Ein weiterhin respektvoller Umgang und Unterstützung für die Betroffenen ist dabei ein Muss. Für Remote Work generell können regelmäßige Team Calls oder die Weiterführung von Teamaktivitäten sehr hilfreich sein und dazu kann auch mal ein remote after-work Bier gehören. Ich denke, es kann auch Sinn machen einmal ein paar neue, noch nicht so bekannte Collaboration Tools auszuprobieren. Die jetzige Krise wird das Thema Remote Work sicher längerfristiger in vielen Unternehmenskulturen verankern.
Was begeistert Dich momentan noch in dieser Krise, was findest Du spannend?
Ich finde die Entwicklungen im Bereich der Online-Collaboration-Tools sehr spannend, wie zum Beispiel bei Notion und bei deren noch nicht so bekannten Wettbewerber Roam Research. Ein weiterer spannender Bereich sind Ghost Kitchens, wodurch sich die Rolle von manchen Restaurants wahrscheinlich auch langfristig verändern wird. Außerdem wächst Gaming momentan stark. Einige schon sehr etablierte Plattformen erzielen zurzeit monatlich zweistellige Wachstumsraten. Das Umfeld bleibt also definitiv weiter spannend!
Remo, vielen Dank für das Gespräch!
Remo Kyburz ist Investment Manager bei TX Ventures, ein Schweizer VC mit Fokus auf Investements in innovative digitale Start-ups. Remo hosted auch den LeapTakers Podcast, in dem er aufstrebende europäische Gründer und Start-up Investoren interviewt.